Rund 60 Zeuthener machten sich am Freitag persönlich einen Eindruck von den drei Kandidat*innen für die Bürgermeisterwahl. Zu der Veranstaltung hatte die Ortsgruppe von Bündnis 90/Die Grünen Zeuthen Eichwalde-Schulzendorf eingeladen. Die Moderation übernahmen Jonas Reif und Michael Fürst.
Nach einer kurzen Vorstellung der eigenen Person galt es für
Martina Mieritz (SPD, Nadine Selch (CDU) und Sven Herzberger (überparteilich,
unterstützt von Bürger für Zeuthen, Linke und FDP), Fragen zu beantworten, die
vorher nicht bekannt waren.
Unter anderem musste in einer Multiple-Choice Runde eine von
drei vorgegebenen Möglichkeiten ausgewählt werden, auch wenn diese vielleicht nicht
100prozentig den eigenen Ansichten entsprach.
Hier die Fragen und die gewählten Antworten im Einzelnen
Für ein wichtiges Großprojekt
fehlt das Geld. Ausgabenkürzungen an anderer Stelle sind nicht möglich. Was
schlagen Sie vor:
A Projekt verschieben (Selch, Mieritz)
B Steuern erhöhen
C Kredit aufnehmen (Herzberger)
Wenn das Geld nur für ein Projekt reicht: Welches hat für Sie die größte Priorität?
A Bau einer zweiten Grundschule (Mieritz)
B Bau eines Tunnels (Selch)
C Umfassende Verbesserung der Gehweg- und Beleuchtungssituation (Herzberger).
Wie bewerten Sie die Höhe des aktuellen Grundsteuerhebesatzes (365%):
A Er ist zu hoch. (Selch)
B Er ist genau richtig (Mieritz).
C Er sollte auf den Landesdurchschnitt (400%) angepasst werden, damit die Gemeinde keine finanziellen Nachteile bei Schlüsselzuweisungen und Kreisumlage hat. (Herzberger).
Braucht das Ordnungsamt mehr Personal, um für ausreichend Ordnung und Sicherheit zu sorgen?
A Das Amt ist ausreichend besetzt. (Herzberger)
B Dies könnte die Situation verbessern.
C Externer Wachschutz an neuralgischen Punkten wäre besser. (Selch, Mieritz)
A Projekt verschieben (Selch, Mieritz)
B Steuern erhöhen
C Kredit aufnehmen (Herzberger)
Wenn das Geld nur für ein Projekt reicht: Welches hat für Sie die größte Priorität?
A Bau einer zweiten Grundschule (Mieritz)
B Bau eines Tunnels (Selch)
C Umfassende Verbesserung der Gehweg- und Beleuchtungssituation (Herzberger).
Wie bewerten Sie die Höhe des aktuellen Grundsteuerhebesatzes (365%):
A Er ist zu hoch. (Selch)
B Er ist genau richtig (Mieritz).
C Er sollte auf den Landesdurchschnitt (400%) angepasst werden, damit die Gemeinde keine finanziellen Nachteile bei Schlüsselzuweisungen und Kreisumlage hat. (Herzberger).
Braucht das Ordnungsamt mehr Personal, um für ausreichend Ordnung und Sicherheit zu sorgen?
A Das Amt ist ausreichend besetzt. (Herzberger)
B Dies könnte die Situation verbessern.
C Externer Wachschutz an neuralgischen Punkten wäre besser. (Selch, Mieritz)
Eine
Videoüberwachung am Bahnhof…
A. …lehne ich ab.
B. …finde ich gut. (Selch, Mieritz)
C. …sollte auf die Fahrradabstellanlagen beschränkt werden. (Herzberger)
Zur Kita-Trägerschaft:
A Die aktuelle Situation mit den kommunalen Kitas sollte so bleiben wie sie ist.
B Weitere Angebote von freien Trägern wären wichtig. (Herzberger, Selch, Mieritz)
C Die Kitaträgerschaft ist keine kommunale Daseinsaufgabe. Die meisten Gemeindemitarbeiter sind heute Erzieher. Das muss sich grundsätzlich ändern.
In welchem Amtsbereich sehen Sie den größten Handlungsbedarf, Dinge zu verändern …
A …Ortsentwicklung/Bauamt (Mieritz)
B …Ordnung/Wohnungsverwaltung (Herzberger)
C …Kinder/Soziales/Schule und Vereine (Selch)
Die Zeuthener Waldflächen sollten…
A. …vollständig erhalten bleiben. (Herzberger, Selch, Mieritz)
B. …nur im Falle dringender gemeindlicher Bauten wie einer Schule angetastet werden.
C. …sollten mehrheitlich erhalten bleiben. Wir brauchen aber auch Wohnraum. Da kann man Waldflächen nicht generell aussparen.
A. …lehne ich ab.
B. …finde ich gut. (Selch, Mieritz)
C. …sollte auf die Fahrradabstellanlagen beschränkt werden. (Herzberger)
Zur Kita-Trägerschaft:
A Die aktuelle Situation mit den kommunalen Kitas sollte so bleiben wie sie ist.
B Weitere Angebote von freien Trägern wären wichtig. (Herzberger, Selch, Mieritz)
C Die Kitaträgerschaft ist keine kommunale Daseinsaufgabe. Die meisten Gemeindemitarbeiter sind heute Erzieher. Das muss sich grundsätzlich ändern.
In welchem Amtsbereich sehen Sie den größten Handlungsbedarf, Dinge zu verändern …
A …Ortsentwicklung/Bauamt (Mieritz)
B …Ordnung/Wohnungsverwaltung (Herzberger)
C …Kinder/Soziales/Schule und Vereine (Selch)
Die Zeuthener Waldflächen sollten…
A. …vollständig erhalten bleiben. (Herzberger, Selch, Mieritz)
B. …nur im Falle dringender gemeindlicher Bauten wie einer Schule angetastet werden.
C. …sollten mehrheitlich erhalten bleiben. Wir brauchen aber auch Wohnraum. Da kann man Waldflächen nicht generell aussparen.
In der nachfolgenden Runde standen pro Frage nur drei
Minuten für alle Kandidaten zusammen zur Verfügung, ohne dass es eine
Moderation gab. Die Kandidaten mussten also untereinander ausmachen, wer dran
ist und wie lange er reden darf. Es ging hier also nicht nur um Sachkenntnis
und Positionen, sondern auch um Fairplay und die Fähigkeit, in wenigen Worten
das Wesentliche zu vermitteln.
Während
die ersten drei Fragen (Was werden Sie
anders machen als die bisherige Bürgermeisterin?, Wofür gibt Zeuthen zu viel
Geld aus? Wie schaffen Sie es, jüngere Menschen für einen Ausbildungs- oder
Arbeitsplatz bei der Gemeinde zu begeistern?) eher allgemein und unkonkret
beantwortet wurden und Nadine Selch bei der „Wofür-zu-viel-Geld“-Frage gar
nicht erst zu Wort kam, wurden die nachfolgenden Antworten auf die Fragen
„gehaltvoller“.
Alle Kandidaten sprachen sich dafür
aus, gegen das Land zu klagen, falls die Alleebäume in der
Seestraße/Goethestraße (L401) nicht erhalten bleiben.
Diese Äußerung ist nicht ganz unbedeutend, wenn es um die zeitnahe Realisierung
eines Ausbaus der Landestraße geht - seit Jahren fordern Anwohner der Straße
eine Erneuerung mit ruhiger Asphaltdecke. Eine Klage könnte den Ausbau um Jahre
verzögern. Außerdem hatte die Gemeindevertretung einer Vorplanung zugestimmt,
die eine Neupflanzung der Allee vorgesehen hätte (sowie zahlreiche
Ersatz-Alleebäume im Ort als zusätzliche Kompensation, aber nicht die Erhaltung
der bestehenden Bäume. Zwischenzeitlich hat sich jedoch herausgestellt, dass
die Bestandsbäume noch in einem sehr guten Zustand sind und der Landesbetrieb
die zusätzlichen Alleebäume nicht in Zeuthen pflanzen will. Und noch ein
Hinweis: Bei der Erhaltung der Bestandbäume müssten auch zukünftig die
Radfahrer auf der Straße fahren).
Die
beiden folgenden Fragen ließen unterschiedliche Positionen der Kandidaten
erkennen: Zeuthen besitzt 326 kommunale
Wohnungen, die die Gemeinde selbst verwaltet. Wie soll damit zukünftig
umgegangen werden? Derzeit werden durchschnittlich weniger als 5 Euro/m2 Miete
für eine kommunale Wohnung fällig. Im freien Markt ist mittlerweile das
Doppelte üblich. Kann sich Zeuthen das leisten? Für Martina Mieritz ist die
heutige Situation weitgehend zufriedenstellend. Die kommunale Verwaltung ist
leistungsfähig und Zeuthen kann sich auch zukünftig günstige Mieten leisten.
Sven Herzberger sah dies differenzierter, sowohl die Verwaltung als auch die
Mieten müssen in Teilen verändert werden. Wer nicht sozialbedürftig ist, aber
in einer kommunalen Wohnung lebt, soll zukünftig einen markttypischen Preis
zahlen. Nadine Selch wies nochmals auf die hohen Überschüsse, die seit Jahren
mit den kommunalen Wohnungen erzielt werden, und den Investitionsstau hin. Sie
machte dann auch den am weitestgehenden Vorschlag: Der kommunale
Wohnungsbestand soll in eine Wohnungsbaugenossenschaft umgewandelt und Mieter
so zu Miteigentümer werden.
Die
letzten Fragen kamen dann aus den Reihen der Einwohner.
Eine Zeuthenerin wollte wissen: Wir finanzieren Sie eigentlich Ihren
Wahlkampf? Alle drei Kandidaten gaben an, dies aus Eigenmitteln zu tun und
keine Parteigelder zu nutzen. Ein junger Mann wollte wissen: Kommt ein Tunnel am Bahnhof? Und wird nun
eine Tankstelle gebaut? Hier ergriff Sven Herzberger das Wort. Er glaube nicht mehr, dass die Tankstelle noch gebaut werde. Außerdem wäre er nach wie vor für den
Forstweg als Tunnelstandort - nur wenn dieses nicht funktionieren würde, sollte
man auch noch mal den Hankelweg betrachten. Hier sei seine Position vor 1,5
Wochen beim MAZ-Wahlforum falsch wiedergeben worden. Selch und Mieritz sprachen sich allerdings
nur für den Forstweg als Tunnelstandort aus. Aus dem Publikum kam Kritik an
Herzberger, weil ein Tunnel am Hankelweg den Verlust von Wald bedeuten würde -
und dagegen hatte sich Sven Herzberger zuvor deutlich ausgesprochen. Herzberger
versuchte dem zu begegnen, indem er vorschlug, dafür die Miersdorfer Chaussee
zurückzubauen und wieder in Wald zu verwandeln.
Zuletzt wollte ein Zeuthener
erfahren, wie ernst es die Kandidaten mit ihren Versprechungen nehmen würden:
Martina Mieritz, die sonst eher ausführliche Antworten bevorzugte, machte es
kurz: Ich schwöre. Nadine Selch argumentierte, dass sie ja aufgrund ihres
Alters (39) auf jeden Fall noch mal gewählt werden will und schon deshalb nicht
Lügen dürfe. Daraufhin „protestierten“ Herzberger und Mieritz - auch wenn sie
schon etwas älter sind, wollten sie schließlich auch für mehr als 8 Jahre Bürgermeister
werden. Somit gelte dieses Argument auch für sie.
Nach
knapp 100 Minuten waren die Kandidaten sichtlich erschöpft - die Organisatoren
hatten sie nicht nur mit den Fragen in Schwitzen gebracht, sondern durch stark
rationiertes Trinkwasser auch unter zusätzlichen Stressbedingungen geprüft.
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