In der Ortsentwicklungsausschuss-Sitzung am 29.Oktober hat sich ein potentieller Investor vorgestellt, der im Zeuthener Winkel ein großes Wohngebiet errichten will - es geht um 273 Wohneinheiten für circa 550-600 Einwohner (siehe Bilder, siehe entstammen einer Unterlage, die an die Fraktionen ausgeteilt wurde, Bildrechte bei KoKo Immobilien Handels- und Verwaltungs-GmbH). Der potentielle Investor hat dabei aber nicht die freie Fläche zwischen den beiden Einfamilienhaussiedlungen (Zeuthener Winkel I und II) nördlich des Flutgrabens im Auge, sondern die Fläche zwischen Flutgraben und dem Wald an der Nordschranke. Neben den Wohneinheiten könnte hier auch eine Kita mit 80 Plätzen, kleinere Handelsflächen und ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ)* geschaffen werden.
Bislang ist die besagte Fläche im Flächennutzungsplan als Grünland ausgewiesen. Um hier eine Bebauung vornehmen zu können, müsste der Flächennutzungplan geändert werden.
Nach der Präsentation des Investors konnten die Fraktionen eine erste Stellungnahme abgegeben. Die Fraktionen, die sich zu Wort gemeldet haben, empfanden die Bebauung zu intensiv. Wir Grünen sind noch einen Schritt deutlicher geworden: Wir lehnen die Bebauung des südlichen Zeuthener Winkels komplett ab!
Aus Sicht der Grünen ist die Lebensqualität der hier schon lebenden Zeuthener das wichtigste Maß aller Entscheidungen. Wir sehen keine Qualitätsverbesserung, wenn das Gebiet bebaut und damit die letzte große Freifläche stark dezimiert wird. Auch Freiflächen haben ihren ökologischen Wert (mehr dazu unten). Wir haben derzeit größte Probleme unserer bisherigen Entwicklung gerecht zu werden. Zum noch immer zunehmenden motorisierten Individualverkehr müssen wir in den nächsten Jahren mit guten Alternativen begegnen (besser Geh- und Fußwege, ÖPNV-Angebote). 600 weitere Einwohner und schätzungsweise weitere 300 Pkw würden die Situation unnötig verschärfen - zumal die Verkehrsanbindung des Zeuthener Winkels ohnehin schwierig ist. Selbst wenn der Investor eine Kita mit 80 Plätzen bauen (die Betriebskosten würden natürlich bei der Gemeinde bleiben) und sich finanziell an einer zweiten Grundschule beteiligen würde, blieben erhebliche Kosten für die Allgemeinheit, die Mehreinnahmen bei Steuern und Zuweisungen wieder "auffressen" würden.
Wir Grünen lieben Zeuthen so, wie es sich heute präsentiert: Ein reich durchgrünter, abwechslungsreicher Ort: Neben den "3 W‘s" (Wasser, Wald und Wohnen) gehört für uns das vierte W (Wiesen) dazu. Ausgerechnet diese Freiflächen sind jedoch in unserer Region massiv bedroht: In Kiekebusch entsteht ein riesiges neues Gewerbegebiet, und die an Zeuthen angrenzenden Ackerflächen in Wildau und Schulzendorf werden dort als potentielles Bauland betrachtet. Schon bald könnte Schluss sein mit dem freien Blick!
Freiflächen (Äcker und Wiesen) haben jedoch einen erheblichen ökologischen Wert - nicht nur Wälder. Freiflächen sind angesichts der zunehmende Hitzetage im Sommer von großer Bedeutung für die nächtliche Frischluftzufuhr: Im Vergleich zu bebauten Gebieten, aber auch Wäldern und Gewässern, kühlt sich die Luft hier besonders stark ab (gut wahrnehmbar an der Nebelbildung). Diese kalte Luft kann sich dann durch bodennahen Luftmassenaustausch in einem größeren Bereich und bei entsprechenden Schneisen (zum Beispiel Straßenräumen) gut austauschen. Wie bedeutsam dieses Austausch sein kann , haben Wissenschaftler rund um den ehemaligen Tempelhofer Flughafen dokumentiert.
Eine zweiter wichtiger ökologischer Faktor ist die Grundwasserneubildung: Dort, wo Freiflächen sind, kann sich Grundwasser viel besser bilden! Die Grundwasserneubildungsrate ist in Wäldern (vor allem Kiefernwäldern!) deutlich geringer bis fast O, weil die Bäume das Niederschlagswasser verdunsten. In Wohngebieten ist dies ähnlich - hier kommt noch hinzu, dass Niederschlagswasser häufig sogar in die Kanalisation abgeleitet wird.
Angesichts länger anhaltender Trockenperioden wird das Vorhandensein von ausreichend Grundwasser in Zukunft von größter Bedeutung sein. In Zeuthen bleiben die Bäume auch in Jahren wie 2018 und 2019 nur deshalb so grün, weil sie Anschluss an relativ hoch anstehende Grundwasserleiter haben. Ein Absinken des Grundwasserspiegels könnte daher verheerende Folgen für unsere Bäume haben!
Die Gemeindevertretung wird sich vermutich im
Dezember mit der Frage der grundsätzlichen Bebaubarkeit dieser Fläche
auseinandersetzen. Die Grünen werden sich dafür aussprechen, dass die Fläche auch zukünftig eine Freifläche bleiben soll.
*Zum MVZ: Im Ortszentrum (Kastanienpassagen) ist bereits ein Ärztehaus geplant. Momentan sind keine neue Facharztzulassungen im Landkreis Dahme-Spreewald möglich! Somit wäre nur eine Verlagerung von Praxen in das MVZ möglich, dass somit keinen Mehrwert für den Ort schaffen würde.
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