Samstag, 20. Februar 2016

L401: Alleebäume erhalten oder neu pflanzen?

Die See- und Goethestraße (bis zum sogenannten „Goethebogen“) soll ausgebaut werden. Statt „lautem“ Granitpflaster soll der Fahrbahnbelag dann aus „leisem“ Asphalt bestehen. Dafür engagieren sich Anwohner seit Jahren. Als der Landesbetrieb Straßenwesen, der für diesen Abschnitt der verantwortlich ist, die Ausbaupläne vorlegte und verkündete, dass alle Bäume weichen müssten und man auch keine Allee neu pflanzen würde, war die Bestürzung in der Bevölkerung groß. Die Allee in der Seestraße gehört zum Zeuthener Ortsbild. Dem engagierten Einsatz von Einwohnern, unserer Fraktion GRÜNE/FDP (hier vor allem Uwe Bruns) und der CDU haben dazu beitragen, dass der Landesbetrieb inzwischen die Neupflanzung der Allee vorschlägt. Doch kann man sich auf so etwas einlassen, also einfach mal so die alten und schönen Linden opfern? Natürlich liegt die Antwort nahe: Auf gar keinen Fall! Wenn man die Situation aber gründlich betrachtet, kann man auch zu einer anderen Einschätzung kommen - gerade weil man die Allee will.

Zunächst muss man wissen, dass Alleen in Brandenburg durch das Naturschutzgesetz geschützt sind - allerdings handelt es sich um keinen absoluten Schutz. Wenn die Verkehrssicherheit gefährdet ist, kann ein Baum  teilweise oder ganz entfernt werden. Ab einem gewissen Baumalter steigt selbst dann das Schadensrisiko, wenn Bäume regelmäßig gepflegt werden. Irgendwann muss jeder Baum dran glauben (egal ob an der Straße oder nicht). Während im Gesetz geregelt ist, was passieren muss wenn ein gesunder Baum gefällt wird (dann muss nämlich ein oder sogar mehrere Bäume als Ersatz neu gepflanzt werden), bleibt der Gesetzgeber bei „aus Altersgründen Verstorbenen“ unklar - im Regelfall kommt also kein neuer hin.

Um zu klären, welchen „Gesundheitszustand“ die Bäume in der Seestraße haben, hat die Gemeinde auf eigene Kosten (die Bäume „gehören“ dem Land) ein Gutachten erstellen lassen, dass der Zustand der noch verbliebenen 247 Linden (es gibt ja schon etliche Lücken) recht gut ist, alle Bäume noch mindestens 10 Jahre vor sich haben, die meisten sogar mehr als 15. Bei einem nur 6m breiten Ausbau der Straße (anstelle der aktuellen 7m und der geplanten 6,5m) hätten die Bäume auch noch einen guten Erwartungshorizont, so der Gutachter. Ein weiterer Gutachter kam zu der Erkenntnis, dass 6m Straßenbreite vollkommen ausreichend sein.

Also spricht alles für den Erhalt der alten Alleebäume. Oder nicht?

Zunächst einmal weigert sich der Landesbetrieb Straßenwesen, von den 6,5m abzurücken. Hier ist der Einfluss der Gemeinde extrem begrenzt. Jegliches versteifen auf eine schmalere Straßenbreite würde vermutlich dazu führen, dass die Landesstraße in den kommenden Jahren nicht ausgebaut würde. Für eine etwas breitere Fahrbahn spricht jedoch auch, dass dann mehr Platz (=Sicherheit) für Fahrradfahrer zur Verfügung stehen würde. Ein Radweg UND alte bzw. neue Alleebäume lassen sich aufgrund der mangelnden Gesamtstraßenbreite leider nicht realisieren.

Das größte Problem liegt jedoch unter den Gehwegen: Die Leitungen zahlreicher „Medien“, also Gas, Wasser, Strom, Telekomunikation etc. Diese müssen in regelmäßigen Abständen repariert oder ausgetauscht werden, weshalb sich die Medienträger standhaft weigern sich unterhalb der Fahrbahn verlegen zu lassen. Nun sollen im Zusammenhang mit dem Straßenausbau auch alle „Medien“ neu verlegt werden. Während unterhalb der Fahrbahn in der Regel nur wenig Wurzeln verlaufen (so war es zumindest im Straßenabschnitt Richtung Wildau so), sind im Grünstreifen und unter dem Gehweg viele Wurzeln zu finden. Die Gesamtmaßnahme, also Fahrbahnausbau, Gehwegbau und Medienneuverlegung, würde selbst bei vorsichtigem Vorgehen vermutlich zu einer Schädigung der Bäume führen. Es ist leider anzunehmen, dass dann einige Bäume binnen weniger Jahre verloren gehen würden, ohne dass es zu einer Neupflanzung käme („altersbedingtes Ableben“).

Wir haben also folgende Optionen: Mit großen politischen Aufwand und Risiko (denn so leicht wird sich der Landesbetrieb von der jetzt vorgelegten Variante nicht abbringen lassen, ggf. wird es auf den Ausbau verzichten) könnte man die Beibehaltung der alten Alleebäume durchsetzen. Es käme dann vermutlich zu einem langsamen sterben der Allee, ohne das nachgepflanzt wird.

Variante zwei lautet: Alle Bäume fällen und eine Allee für die kommende Generation sichern. Statt 247 Bäume (eigentlich sind es jetzt nur noch 243) hätten wir dann wieder einen geschlossenen Baumbestand mit 280 Bäumen, die natürlich noch viel kleiner sind. Bei der Neuverlegung der Medien könnte man diese möglichst weit von den Baumwurzeln entfernt legen, so dass auch beim Eingehen einen Baumes noch Nachpflanzungen möglich sind. Um nicht ganz so kleine Bäumchen wie in der Wildauer Schwarzkopfsiedlung zu pflanzen, könnte man größere Bäume (schon 7m Höhe) verwenden. Das macht schon mal 5-10 Jahre Zeitersparnis. Wichtig ist vor allem eine gute Pflege während der ersten 5 Jahre, damit die Bäume gut anwachsen und schnell größer werden. Leider werden oft nur 3 Jahre Pflege gewährleistet. Hier sollte die Gemeinde ihrem eigenen Anspruch genügen und die 2 Folgejahre übernehmen.

Vielleicht sollten wir uns ein Beispiel an unsere Altvorderen nehmen: Auch sie haben die Alleebäume nicht für sich, sondern für die nächsten Generationen gepflanzt. Wir konnten uns an ihrer Schönheit über Jahrzehnte erfreuen. Jetzt ist es Zeit, auch unseren Kindern und Enkeln etwas von dieser Schönheit zu schenken.

Der Text stellt ausschließlich die Meinung von Jonas Reif dar.

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