Nicht den dritten vor
den ersten Schritt machen
Aus Sicht der Fraktion GRÜNE/FDP ist ein entschlossenes,
aber kein überstürztes Vorgehen angebracht. Im ersten Schritt sollte zunächst
aussagekräftiges Datenmaterial vorgelegt, erläutert und diskutiert werden.
Während die Prognose zur Bevölkerungsentwicklung in Zeuthen vom Statistischen
Landesamt (2012) hier nur wenig hilfreich ist – sie sieht einen
Bevölkerungsrückgang voraus, tatsächlich wächst Zeuthen seit Jahren konstant -,
müssen Zahlen zur Kitabedarfsplanung des Landkreises, aber auch Daten zur
heutigen Kitaplatzzahl – und -auslastung von Zeuthen, Eichwalde, Schulzendorf
und Wildau vorgelegt werden. Auch muss geklärt werden, wie viele Betreuungsplätze
in Kitas anderer Träger bzw. bei Tagesmüttern zur Verfügung stehen und ob dort
noch Ausbaureserven bestehen. Nicht unwesentlich ist eine Abschätzung, wie hoch
die Nutzungsquote der durch den Rechtsanspruch garantieren Kitaplätze wirklich
ist.
Bei der Prognose der Kitaplatz-Bedarfszahl muss zwingend
auch die Ortsentwicklung berücksichtigt werden. Werden wir in den kommenden
Jahren noch großflächig neue Wohngebiete ausweisen oder Bauverdichtung
zulassen? Und wie wird sich die Altersstruktur – auch in einzelnen Ortsteilen -
verändern?
Eine weitere Entscheidungsgrundlage sind die
Kitaplatzkosten: Wieviel kostet ein Platz in einer kommunalen Kita, bei einem
privaten Träger oder einer Tagesmutter für die Gemeinde?
Alternativen prüfen
In Zeuthen existieren zwei Kitas in kommunaler Trägerschaft (Heinrich-Heine-Straße
und Miersdorf Dorfstraße 4 & 23). Daneben existieren seit 2014 30
Betreuungsplätze in der evangelischen Kita in Miersdorf. Bereits vor dessen
Eröffnung stand fest, dass diese Kita nur dann dauerhaft bestehen kann, wenn
sie mittelfristig mindestens 50 Plätze anbieten kann – Baupläne für eine
Erweiterung liegen daher schon in der Schublade.
Daneben existieren ca. 30 Betreuungsplätze für Kinder bis 3
Jahren bei Tagesmüttern. Aufgrund von Verträgen mit dem Landkreis bzw. der
Gemeinde sind diese für Eltern zu gleichen Konditionen nutzbar wie Kitaplätze.
Grundsätzlich wären hier durch die „Anwerbung“ neuer Tagesmütter oder –väter weitere
Betreuungsplätze möglich. Allerdings ist das Klima zwischen den Tagesmüttern
und der Verwaltung seit Jahren getrübt. Versuche, Probleme bei einer jährlichen
Konsultation zu lösen, scheiterten weitgehend. Da die Tagesmütter der Kommune
wenige Unterstützung und Untätigkeit vorwerfen, sind sie inzwischen auch nicht
mehr zu Gesprächen bereit. Ein großes Problem ist hier, dass Kinder immer
wieder vorfristig (vor Ablauf der vereinbarten Betreuungszeit) von den
kommunalen Kitas „abgeworben“ werden („Wenn ihr Kind sofort wechseln würde,
können wir Ihnen einen Platz in Ihrer Wunsch-Kita zusichern“). Dies kann abrupt
das Einkommen der Tagesmütter verringern und erschwert die Planung der
Neu-Aufnahme von Kindern bei den Tagesmüttern.
Neue Kita im
Zeuthener Winkel?
Auch wenn die Pläne im Sozialausschuss von den
Verwaltungsmitarbeitern dementiert wurden, gibt es das Gerücht, dass die neue
Kita im Zeuthener Winkel gebaut werden könnte. Hier steht bereits auf Zeuthener
Gemeindegebiet eine Kita („Pinocchio“), die aber Eichwalde gehört. Da auch
Eichwalde einen hohen Kitaplatzbedarf hat, können hier derzeit keine Zeuthener
Kinder untergebracht werden.
Zeuthen besitzt direkt an der Ortsgrenze noch ein etwa 1950m²
großes Grundstück, dass laut Flächennutzungsplan als Gemeindebedarfsfläche
gekennzeichnet ist. Ob diese Fläche für eine neue Kita mit 100-120 Plätzen, so
wie es von der Verwaltung als Zielgröße genannt wurde, ausreichend groß wäre,
bleibt anzuzweifeln. Noch stärker in Frage zu stellen ist der Standort aber
wegen der Flugrouten des BER. Es gibt wohl kaum ein Grundstück, dass in Zeuthen
stärker von den landenden Flugzeugen (diese müssen zwingend im letzten Segment
geradeaus anfliegen) durch Fluglärm betroffen sein wird.
Auch zu bedenken ist die grundsätzliche Situation des
Zeuthener Winkels. Dort leben heute in den ersten beiden realisierten
Bauabschnitten schätzungsweise 350 Menschen, nach Fertigstellung des 3. und letzten
Bauabschnitts werden es um die 550 Personen sein. Das entspricht etwa 5% der
Zeuthener Bevölkerung. Bis heute ist der Zeuthener Winkel nicht auf offiziellen
„Landweg“ mit dem Pkw erreichbar. Die Altersstruktur im Winkel ist relativ
homogen (viele junge Familien). Während heute hier verhältnismäßig viele Kinder
im Kita-Alter leben, wird sich diese Situation in 10 oder 15 Jahren stark
verändert haben.
Elternwünsche
berücksichtigen
Betreuungsplätze sind vor allem in Miersdorf stark
nachgefragt. Sowohl die kommunale als auch die evangelische Kita sind quasi „ausgebucht“.
Angesichts der Bevölkerungsentwicklung im Miersdorfer Ortsteil ist dies auch
nicht ganz verwunderlich. Auch wird vermutlich in Miersdorf in den kommenden
Jahren der Schwerpunkt der Bautätigkeit bei Einfamilienhäusern liegen, da hier
noch mehr „unternutzte“ Grundstücke existieren.
Die Miersdorfer Kita hat sich vor einigen Jahren den
pädagogischen Schwerpunkt „Bewegung“ gegeben – angesichts der heutigen
Situation bei Kindern durchaus nachvollziehbar. Allerdings krankt das Konzept
seit Jahren an räumlichen Möglichkeiten. Während bei gutem Wetter die
Außenanlagen und Waldspielplätze in der Umgebung intensiv genutzt werden, muss
der Bewegungsschwerpunkt bei Regen und schlechtem Winterwetter entfallen.
Ursprünglich sollten zwei Gruppenräume im Untergeschoss des Gebäudes Dorfstraße
23 als Bewegungsräume genutzt werden, der große Kitaplatzbedarf verhindert dies
aber nun schon seit Jahren. Eine Elterninitiative wollte dies nicht länger
hinnehmen und entwickelte zusammen mit einer Architektin die Idee eines
zusätzlichen Bewegungshauses. Um diesen Plan zu verwirklichen, begannen die
Eltern Gelder einzuwerben und veranstalteten mehrere Sponsoren-Veranstaltungen.
Mit der Aufnahme von Planungsgeldern in den Zeuthener Haushalt 2015 sahen sich
die Eltern endlich dem Ziel ein großes Stück näher gekommen.
Die jetzt vorgelegten Pläne ignorieren die Bemühungen und
Wünsche der Eltern aber zu einem großen Teil. Nach Aussagen der Verwaltung ist im
Falle eines Kita-Neubaus geplant, 40 Plätze neu zu schaffen, bis zu 45 Plätze
aus der Kita-Miersdorf zu „entnehmen“ und 20-40 Plätze für Kinder aus den
Nachbargemeinden zur Verfügung zu stellen. In der Kita Miersdorf (Dorfstr. 23)
sollten dann die beiden Gruppenräume im Untergeschoss – wie ursprünglich
geplant - zu einem Bewegungsraum vereint werden. Ob dies tatsächlich möglich
ist – hier müsste eine Zwischenwand eingerissen und vermutlich ein neuer Träger
eingezogen werden - ließe sich aber erst
durch ein Gutachten klären.
Bewegungshaus könnte
allen nützen
An dieser Stelle sei nur kurz darauf hingewiesen, dass das
Bewegungshaus andere Dimensionen und Möglichkeiten bieten würde als ein
Bewegungsraum im Altbau der Kita. Auch eine separate Nutzung der
Räumlichkeiten, etwa als kleine Sporthalle oder Veranstaltungsraum in den
Abendstunden und am Wochenende, wäre somit ausgeschlossen.
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