Dienstag, 18. Juni 2019

10 Jahre Städtepartnerschaft Zeuthen-Interlaken - Was bringt es dem Bürger?

Am 29.März 2009 wurde im Interlakener Rathaus die Städtepartnerschaft formell besiegelt. Ich gehörte zu einer etwa 20köpfigen Delegation aus unserem Ort, die diesem Ereignis beiwohnen durften. Ich muss zugeben, dass ich damals sehr skeptisch war. Was bringt so eine Städtepartnerschaft? Geht es vielleicht nur darum, dass man auf Gemeindekosten in eine schöne Urlaubsregion fahren kann?

Seit dem 15.Juni 2019 ist die Städtepartnerschaft mit Interlaken auch durch Schilder am Ortseingang erkenntlich.
Die Tage in der Schweiz vergingen schnell. Man besuchte gemeinsam die Höhepunkte der Umgebung, das Essen und die Schweizer Gastfreundschaft. Es wurde auch viel diskutiert, man tauschte sich über Gemeinsamkeiten und Unterschiede aus, über die große und kleine Politik. Für mich war damals das Thema direkte Demokratie und Bürgerbeteiligung von großer Bedeutung. Es war interessant zu hören, worüber die Bürger entscheiden durften - und das es gar kein ungeteilte Freude über die von einigen als lästig empfundene Abstimmungen gab. Doch andererseits gab es so auch viel wenige Kritik an der Politik. Für mich bis heute ein wichtiger Ansatz für unsere Kommunalpolitik. Inzwischen hat auch Zeuthen eine Bürgerbeteiligungssatzung mit durchaus weitreichenden Möglichkeiten für die direkte Demokratie. Anders als in Interlaken müssen die Bürger jedoch etwas ihre Mitbestimmung tun. Da die Hürden aber nicht all zu hoch sind, möchte ich jeden dazu animieren, einmal ein Blick in unsere Einwohnerbeteiligungssatzung zu werfen.

Ein zweiter Punkt, der mich nachhaltig beeindruckt hat, war die Höhematte. Dabei handelt es sich um eine große Festwiese, die mitten in der Stadt frei von Bebauung belassen wurde. Sie wäre sicherlich heute wertvollstes Bauland, doch die Bürger der Stadt haben sich vor 150 Jahren dafür entschieden, nicht nur ein Panorama frei zulassen, sondern auch eine Festwiese und "Freiraum" zu erhalten.
Auch die Wiese neben der Feuerwache Miersdorf sollte vor etwa 5 Jahren bebaut werden, nur noch ein kleiner Bereich frei bleiben. Dank eines Einwohnerantrages, der von den Grünen stark unterstützt wurde, gelang es diese Fläche auch für zukünftige Generationen als Festwiese freizuhalten. Neben dem alljährlichen Osterfeuer soll der Platz in den kommenden Jahren aufgewertet werden, u.a. soll an den Rändern ein Spielplatz entstehen. Vermutlich hätte es von den Zeuthener Gemeindevertretern beim Einwohnerantrag nicht so ein klares Bekenntis zur Festwiese gegeben, hätte man nicht das Vorbild der Partnergemeinde so vor Augen gehabt.

Und noch etwas hat sich Zeuthen inzwischen bei der Schweizer Partnergemeinde abgeschaut: Im Januar 2019 fand der erste "Zuzügli-Brunch" statt. In Anwesenheit von örtlichen Vereinen wurden dort Zeuthener Neubürger begrüßt. Das große Interesse an der Veranstaltung war auch für die Verwaltung und Gemeindevertreter überraschend - und Anlass, diese Veranstaltung nun alljährlich zu wiederholen.

Diese drei Beispiele zeigen, dass Städtpartnerschaft vor allem "über den Tellerrand" blicken lässt. Es soll aber nicht heißen, dass diese Beziehung - und die zu unserer polnischen Partnerstadt Malomice - nicht noch ausgebaut werden kann und sollte, so dass noch mehr Bürger als bisher davon profitieren. Partnerschaft lässt sich natürlich am Leichtesten dort leben, wo auf der anderen Seite etwas Vergleichbares existiert, also etwas auf der Ebene von Vereinen oder der Feuerwehr. Ideen von Zeuthener Bürger - jedweder Art - sind immer Willkommen!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Nur anzeigen von Nachrichten aus